Reaktionen des Hundes

Skalierungssystem für die Reaktion des Hundes:

1. Keine aggressiven Signale beobachtet ( z.B. Hund zeigt Meide – oder Angstverhalten )

2a. Akustische Signale ( Knurren und /oder tiefes Bellen, Fauchen, Schreifauchen )

2b. Optische Signale ( Zähneblecken, Drohfixieren mit und ohne Knurren / Bellen ), dabei bleibt der Hund stationär oder befindet sich im Rückzug

3. Schnappen ( Entfernte Beissbewegungen mit oder ohne Knurren / Bellen / Zähneblecken, Drohfixieren oder Drohsignale mimisch oder im Körperbereich ) der Hund bleibt stationär oder befindet sich im Rückzug

4. Wie 3, mit unvollständiger Annäherung ( in gewisser Distanz stehen bleiben ), zu beachten ist, ob der Hund selbst stoppt oder durch die Leine gestoppt wird

5. Beissen ( Beissversuch ) oder Angriff ( Annäherung bei hoher Geschwindigkeit und Zustossen, mit Knurren / Bellen / Zähneblecken )

6. Wie 5. , ohne mimische oder lautliche Signale

7. Wie 6. , Beruhigung des Hundes nach einer Eskalation dauert länger als 10 Minuten

Beurteilungssituationen

Katalog der Beurteilungssituationen des Wesentests ( Reihenfolge variabel )

Eine Kontrolle des Hundes seitens des Halters muss erkennbar sein, der Hund muss auf Signal kommen und auf Signal „aus“ geben, um seinen Gehorsam zu zeigen. Sollte der Hund während der Prüfung eine gesteigerte Aggressivität ( Beissen, Angriffsversuch ) zeigen, die starke Zwangsmittel erfordert oder der Hund sich nach einer Eskalation nicht in einem angemessenen Zeitraum wieder beruhigt und eine fremde Person eingreifen muss, wird die Prüfung abgebrochen und gilt als nicht bestanden. Das Gleiche gilt, wenn der Gutachter bei der Anamnese des Hundes den Verdacht auf verabreichte Beruhigungsmittel hat.

  1. Der Halter macht optische Spielaufforderungen an seinen Hund
  2. Eine Person nähert sich dem Hund von vorn und starrt ihn an
  3. Der Hund wird an einen Pfosten ( wie vor einem Geschäft ) angebunden und eine Person läuft in ca. 50 Meter vorbei
  4. Eine Person in einem langen, schwarzen Mantel geht vorbei und streift den Hund mit dem Mantel
  5. Eine Person mit Krückstock oder Gehhilfe humpelt an Hund und Halter vorbei
  6. Eine Person kniet vor dem Hund, streckt mit Ansprache die Hand aus ( Abstand 0,50 m + Leine )
  7. Eine Person hockt sich hin oder liegt am Boden und steht abrupt auf, als Hund und Halter den Testgang machen ( Abstand 2 m )
  8. Eine Person stolpert in 1m Entfernung beim Passieren des Hundes
  9. Ein Jogger läuft in beiden Richtungen vorbei, läuft einmal plötzlich ohne Ankündigung vor dem Hund weg
  10. Eine Person mit Stock tastet sich in 2 m Abstand über den Weg
  11. Ein „Betrunkener“ torkelt in 2 m Abstand vorbei
  12. Eine Person spricht den Hund an
  13. Eine Person schreit den Hund wütend an
  14. Eine Person weint ( wie ein Kind )
  15. Der Halter spricht freundlich streichelnd mit dem Hund, während eine Person diesen beim Passieren laut anschreit und in die Hände klatscht
  16. Der Halter spricht freundlich mit dem Hund, legt ihm die Hand auf den Rücken / Hals und umfasst den Fang
  17. Eine Person streift den Hundekörper beim Passieren
  18. Eine Person macht Spielbewegungen vor dem Hund
  19. Einige ( 4 ) Personen kommen auf den Hund zu und bleiben mit Körperberührung neben ihm stehen ( Fahrstuhlsituation )
  20. Eine fremde Person versucht, mit Ansprache dem Hund über den Rücken zu streicheln
  21. Eine Gruppe bleibt neben dem Hund stehen, unterhält sich und berührt den Hund wenn möglich ab und zu leicht
  22. Ein bellender Hund steht vor Hund und Halter ( Abstand 2 m )
  23. Zwei unbekannte Hunde in unterschiedlicher Erscheinung und Geschlecht passieren in 2 m Abstand den Hund
  24. Unmittelbar danach stolpert der Halter und berührt den Hund dabei
  25. Konfrontation mit einem gleichgeschlechtlichen Hund hinter einem Zaun
  26. Der zu prüfende Hund wird ( vom Halter isoliert – Sichtschutz ) ca. 2 m vor dem Zaun angebunden und mit einem gleichgeschlechtlichen Hund konfrontiert
  27. Mehrere Personen bleiben dicht neben dem Hund stehen, während ein lärmendes Gerät vorbei geschoben wird
  28. Halter und Hund passieren sehr eng einige bunte Luftballons
  29. Ein Regenschirm wird ohne direkte Bedrohung unmittelbar neben dem Hund geöffnet
  30. Ein Ball rollt auf den Hund zu
  31. Ein Kinderwagen mit Babypuppe und Babygeschrei wird vorbei geschoben
  32. Ein Fahrrad fährt klingelnd in 2 m Abstand am Hund vorbei
  33. Eine Testperson geht auf den Hund zu, bedroht ihn ohne Hilfsmittel und schreit ihn an
  34. Eine Person bedroht den Hund ( nie aus der Hocke ) aus dem Stand mit einem Stock
  35. Eine Person geht mit einem brennenden Feuerzeug auf den Hund zu
  36. Ein Schrubber macht Geräusche auf dem Boden

Wesenstest

Der Wesenstest gilt der Beurteilung, in wieweit die dem Hund eigene individuelle Qualität und Quantität aggressiver Reaktionen auf unterschiedliche Situationen eine erhebliche Gefahr für den Menschen darstellen. Einen endgültigen Wesenstest kann der Hund erst mit Vollendung des 15. Lebensmonats ablegen. Durch die Konfrontation mit einer Vielzahl von unterschiedlichen Situationen, die Aggressionsverhalten auslösen können, wird die Reizschwelle des Hundes geprüft.

Da eine gewisse Aggressivität bei Hunden sowohl erblich bedingt ist als auch von äusseren Einflüssen abhängt, muss in der Prüfung das als natürlich zu bewertende Aggressionspotential berücksichtigt werden. Allerdings müssen Hunde bestimmten Reizen begegnen können, ohne das es zu einer Eskalation mit Menschen oder Artgenossen kommt. Der Hund wird optischen, akustischen und olfaktischen ( den Geruchsinn betreffend ) Reizen ausgesetzt, die von der belebten und unbelebten Umwelt ausgehen und dadurch in seinem Sozial – und Kommunikationsverhalten geprüft. Prüfungsort darf nicht der dem Hund bekannte Trainingsplatz sein, sondern kann z. B. der Besitz des Halters oder ein dem Hund fremdes Terrain ( Park / Grünanlage ) sein. Das Gutachten muss die gesetzlichen Grundlagen darstellen, Begriffe wie Aggressionsverhalten und sonstige relevant zu prüfende Begrifflichkeiten definieren und den Testablauf mit jeder Situation, in welcher der Hund mit mehr als Skalierung „1“ beurteilt wurde, darlegen.

Eine abschliessende, schriftliche Beurteilung ergibt sich aus den Prüfungsergebnissen. Über den Test ist eine Videoaufzeichnung mit aktueller Uhrzeit und Datum anzufertigen. Der Gutachter darf aus Sicherheitsgründen als auch wegen der Gesamtübersicht der Prüfungssituation nicht selber Kameraführer sein. Alle an der Situation Beteiligten sowie der zu prüfende Hund müssen mit einer beweglichen Kamera vollständig im Bild sein. Die Gesamtdauer des Tests beträgt 50 bis 60 Minuten und abgesehen von kritischen Situationen sind in dieser Zeit keine längeren Pausen enthalten. Der Halter des Hundes führt ihn während des Tests an der Leine und der Hund sollte möglichst ohne Maulkorb getestet werden, um eine gute Beurteilung der Mimik zu gewährleisten. Stachelhalsbänder sollten wegen des Verletzungsrisikos bzw. des möglicherweise entstehenden Schmerzes beim Test nicht angelegt werden, um die Beurteilung der Reaktionen des Tieres nicht zu erschweren oder zu verfälschen. Auch das Verhalten des Besitzers während der Prüfung ist ein Kriterium für die Bewertung des Hundes. Nimmt der Halter aktiv starken ( bewusst oder unbewusst ) Einfluss auf das Hundeverhalten, muss die entsprechende Testsituation mit einer neutralen Person nachgetestet werden.

Sachkundeprüfung

Die Sachkundeprüfungen bestehen aus einem theoretischen Fragenkatalog, in dem durch Ankreuzen eine bestimmte Anzahl von Fragen zum Thema Hund und Hundehaltung im Allgemeinen und gefährlichen Hunden im Besonderen sowie Rechtsfragen zu diesem Thema beantwortet werden müssen. Jedes Bundesland hat seine eigene Hundeverordnung, in der die Voraussetzungen für den Sachkundenachweis geregelt sind. Nachfolgend eine als Beispiel geltende Auflistung der 10 Fragenbereiche, die in Nordrhein – Westfalen Grundlage des Sachkundenachweises sind:

1. Welpen
2. Anschaffung des Hundes
3. Haltung des Hundes
4. Pflege und Ernährung des Hundes
5. Gesundheit des Hundes
6. Lernverhalten und Erziehung des Hundes
7. Sozialverhalten und Ausdrucksformen des Hundes
8. Wesen des Hundes
9. Verhalten des Halters in bestimmten Situationen
10. Hund / Halter und Recht